Wertvolle Praxistipps zum Thema Kunststoffschweißen. Erfahren Sie wie Sie die ersten Schweißnähte aus ABS, PE, PP oder PVC für eine sichere und dauerhafte Verbindung Ihrer Kunststoff-Teile erstellen können.
Das Verschweißen von Kunststoff ist ein gängiges Fügeverfahren und wird insbesondere dann sehr häufig angewendet, wenn das Verkleben von Kunststoffen keine ausreichende oder dauerhafte Verbindung gewährleistet.
Das trifft gerade auf schwer zu verklebende Kunststoffe wie Polyethylen oder Polypropylen zu.
Um Kunststoffe erfolgreich zu verschweißen, sind jedoch ein paar Punkte zu beachten, die wir Ihnen nachfolgend kurz und kompakt erklären möchten, damit auch Sie sich an Ihre erste Schweißnaht wagen können.
Das Verschweißen von Kunststoffen ist eine sehr verbreitete Methode und unterscheidet sich deutlich vom klassischen Metallschweißen. Eines haben beide Schweißmethoden jedoch gemeinsam. Eine perfekte Schweißnaht erfordert nicht nur ein entsprechendes Fachwissen, sondern auch eine gewisse Übung, denn wie man so schön sagt, ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Wie bei Werkzeugen üblich, gibt es auch für das Kunststoffschweißen unterschiedliche Schweißgeräte in unterschiedlichen Preisklassen.
Zum Verschweißen von Kunststoffen eignet sich am ehesten ein Heißluft-Fächel-Schweißgerät, denn dieses ist im Vergleich zu einem Extrusionshandgerät, wie es von Schweißfachbetrieben sehr häufig eingesetzt wird, recht preiswert.
Ein Extrusionshandegerät, das auch als Handextruder bezeichnet wird, erhöht die Schweißgeschwindigkeit um ein Vielfaches, so dass Betriebe, die jeden Tag Kunststoff miteinander verschweißen, kosteneffizient arbeiten können. Allerdings kostet so ein Handextruder in einer entsprechenden Qualität auch mindestens 5000 Euro, so dass sich die Anschaffung nur rentiert, wenn täglich einige hundert Meter Schweißnähte geschweißt werden müssen.
Das Heißluft-Fächel-Schweißgerät ist mit einem Preis ab etwa 300 Euro deutlich günstiger zu erwerben, so dass auch das gelegentliche Verschweißen von Kunststoffen lohnenswert ist. Mit diesem Fächelschweißgerät lassen sich auch schon recht gute Ergebnisse erzielen.
Für ganz einfache Reparaturen reicht oftmals auch schon ein einfacher Lötkolben aus. Für ordentliche Schweißnähte ist dieser jedoch nicht zu empfehlen.
Der Schweißdraht muss für den zu verschweißenden Kunststoff geeignet sein.
Bei der Wahl des richtigen Schweißdrahtes ist es sehr wichtig, dass dieser aus demselben Kunststoff besteht, wie die zu verschweißenden Kunststoff-Teile selbst. Aus diesem Grund gibt es für alle Kunststoffe die verschweißt werden können, auch den passenden Schweißdraht.
Die Stärke des Schweißdrahtes ist von der aufzulegenden Schweißnaht abhängig. Wenn Sie zwei Kunststoffplatten mit einer Stärke von jeweils 2mm miteinander verschweißen wollen, wird Ihnen ein 3mm starker Schweißdraht völlig ausreichen. Bei hohen Plattenstärken wäre ein dickerer Schweißdraht mit einer Stärke von 4mm - 5mm zu empfehlen.
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Wichtig ist, dass nur sortengleiche Kunststoffe miteinander verschweißt werden können. So ist es durchaus möglich Polyethylen mit Polyethylen, oder Polypropylen mit Polypropylen zu verschweißen. Das gleiche gilt für das Verschweißen von ABS mit ABS und allen anderen Kunststoffen, für die das Verschweißen eine mögliche Fügemethode statt dem Verkleben ist.
Unterschiedliche Kunststoffe miteinander zu verschweißen ist nicht möglich und so kann auch Polyethylen nicht mit Polypropylen oder Polystyrol verschweißt werden. Der Grund liegt in den unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen, die keine dauerhafte Verbindung untereinander durch das Verschweißen ermöglichen.
Die Kunststoffoberfläche enthält eine Oxidschicht, die die Schweißnahtqualität deutlich nachteilhaft beeinträchtigen kann. Daher sollte die Oberfläche der zu verschweißenden Teile, aber auch des Schweißdrahts mit einem Entgrater oder mit einem Kuttermesser abgezogen werden. Wie es genau geht, werden Sie im Video weiter unten sehen können.
Wir haben uns erlaubt, Ihnen einen hilfreiches Lehrvideo zum Thema Kunststoffschweißen herauszusuchen, welches durch die Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften erstellt wurde.
Mit einem Klick auf das Bild verlassen Sie unsere Webseite und öffnen das Video auf Youtube in einem neuen Fenster.
Achten Sie beim Verschweißen von Kunststoffen darauf, dass sich sowohl der Schweißdraht als auch die zu verschweißenden Kunststoffoberflächen selbst ausreichend stark erwärmen, so dass die Oberflächen eine Schmelzung erreichen, die für eine dauerhafte und sichere Schweißnaht von hoher Bedeutung ist. Wenn mehrere Schweißnähte übereinander ausgeführt werden, zum Beispiel weil hohe Plattenstärken nahtlos miteinander Verschweißt werden sollen, empfiehlt es sich, dass die Schweißnähte vollständig abkühlen, ehe eine neue darüber liegende Schweißnaht angelegt wird. Überstehende oder überquellende Schweißnähte, können später mit einem Kuttermesser abgeschnitten, oder mit einem Schleifblock abgeschliffen werden, um eine ebene, bündige Schweißnaht zu erzielen.
ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol)
Das Verschweißen von ABS ist problemlos möglich. Die Lufttemperatur sollten im Bereich von +270°C und +310°C liegen, um ABS Kunststoffe zu verschweißen.
PS (Polystyrol)
Auch Polystyrol kann sehr gut verschweißt werden. Die Lufttemperatur für das Verschweißen von Polystyrol sollte zwischen +270°C und +310°C liegen.
PE (Polyethylen)
Polyethylen kann nicht mit herkömmlichen Klebstoffen geklebt werden, daher ist das Verschweißen von PE gängige Praxis. PE lässt sich jedoch gut und sehr einfach schweißen. Die Lufttemperatur für eine Schweißnaht bei der PE Verschweißung sollte zwischen +220°C und +280°C liegen.
PP (Polypropylen)
Wie schon beim Polyethylen ist das Verkleben von Polypropylen nicht ohne weiteres möglich. Für das Verschweißen von Polypropylen trifft dies jedoch nicht zu und führt in zu guten Ergebnissen. Allerdings sollte beim Verschweißen von PP genau auf die Temperaturhöhe und die Erwärmungsdauer geachtet werden. Polypropylen verbrennt recht schnell und das verbrannte Material verschlechtert die Schweißnaht. Die Lufttemperatur bei PP Verschweißung sollte zwischen +230° und +280°C liegen.
PVC (Polyvinylchlorid)
Auch beim Verschweißen von PVC muss genau auf die Temperaturhöhe und die Erwärmungsdauer geachtet werden. PVC verbrennt ebenfalls sehr schnell und bildet dabei Salzsäure, die sich beim Einatmen stark stechend auswirkt. Die verbrannte PVC Oberfläche verschlechtert die Qualität der Schweißnaht und die Optik, da verbranntes PVC sofort dunkelbraun bis schwarz wird. Die Lufttemperatur bei einer PVC Verschweißung sollte zwischen +250° und +280°C liegen.
Wir hoffen Ihnen hat unser Artikel gefallen und war Ihnen eine kleine Hilfe für das Verschweißen von Ihren Kunststoff-Teilen.